Lieber Marc!
Dein Motorradunfall mit Todesfolge ging durch die Tagespresse.
Jetzt möchte ich mich auf diesem Weg vor allem an die motorisierten Leser wenden.
Wir haben auf vielen Partys so manchen Becher geleert,
hatten viel Spaß zusammen und manchen derben Jux gemacht.

Es gab auch ernste Tage.
An denen sprachen wir gelegentlich auch über Situationen, die auch besonnene Motorradfahrer,
wie Du es einer warst, in erhöhte Gefahr bringen können.
Ich meine unter anderem auch die Nachtfahrten,
bei denen man Hindernisse auf der Straße nicht so frühzeitig erkennen kann wie am Tage.

In Deinem Fall wird wohl unbekannt bleiben,
aus welchem Grund Du gegen den unbeleuchteten Lastwagenanhänger gefahren bist.
Dein Aufprall war so heftig, daß Du auf die Gegenfahrbahn geschleudert worden bist.
Fahrer mit vierrädrigen Kraftfahrzeugen sind vermutlich besser in der Lage,
Hindernissen leichter zu sehen,
auszuweichen,
oder sie zu überrollen ohne von der Fahrbahn abzukommen.
Tragisch ist es allerdings dann, wenn das Hindernis ein Mensch war.

Viel zu viele Autofahrer sind an Dir vorbei gefahren,
ohne wenigstens im Nachhinein anzuhalten und „Erste Hilfe“ zu leisten.
Falls Du zu diesem Zeitpunkt schon tot warst,
begingen diese Fahrer „nur“ Fahrerflucht.

Die Autofahrer,
die Dich noch als Mensch wahrnehmen konnten und dennoch weiterfuhren,
müssen mit ihren Schuldgefühlen selbst fertig werden.

Weder Deine Mutter,
noch ich haben Haßgefühle gegen die Flüchtigen .........,
und dies ist sicher auch in Deinem Sinn.
Wenn wenigstens ein Motorrad-,
Quad- oder Autofahrer aus diesem Nachruf Schlüsse zieht und sie beherzigt,
war Dein Tod nicht ganz sinnlos.

Wer im Gedächtnis seiner Freunde lebt,
der ist nicht tot,
der ist nur fern.
Tot ist nur, wer vergessen wird!